Biederitz, wie es siegt und hüpft – SV Eiche 05 düpiert Spitzenreiter Eintracht

Biederitz, wie es siegt und hüpft – SV Eiche 05 düpiert Spitzenreiter Eintracht Gommern im Derby 

Robin Urban hat den Flugbegleiter in sich entdeckt. Zuverlässig setzte der Linksaußen zum Parallelsprung vom Kreis an, als die Teamkollegen zu den letzten Sprungwürfen des Abends abhoben. Sein Pendant auf der rechten Seite, Lukas Hartmann, war in der Schlussphase des Derbys ohnehin der menschgewordene Flummi an der Seitenlinie des SV Eiche 05 und auch Taktgeber in der anschließenden Jubeltraube. Sollte also im Nachgang des Samstagabends die Frage aufgekommen sein, wie es die Biederitzer Verbandsliga-Handballer zurück nach Hause geschafft haben, man dürfte nicht verwundert sein, wenn die Antwort lautete: hüpfend. Eine angemessene Art der Fortbewegung, schließlich hatten die Gäste zuvor dem SV Eintracht Gommern die ersten Minuspunkte der zu Ende gehenden Saison beschert und einen 25:22 (14:9)-Erfolg vor den mitgereisten Fans, die für Heimspiel-Atmosphäre sorgten, bejubeln dürfen.Applaus gab es für die Gastgeber vom eigenen Anhang zwar auch, doch fiel dieser um Welten verhaltener aus. Der Traum vom makellosen Meisterjahr ohne Patzer war geplatzt. Offen geliebäugelt hatte  Sebastian Munter damit ohnehin in den letzten acht Monaten nie: „Wenn wir ehrlich sind, kann es kaum ein passenderes Spiel für die erste Niederlage geben. Unsere Sinne sind jetzt hoffentlich wieder geschärft. Es hat sich gezeigt, dass wir eben doch nicht die Überflieger sind. Allein mit Blick auf die Körpersprache haben wir 60 Minuten lang Anschauungsunterricht erhalten. Das war überragend von Biederitz“, zeigte der Eintracht-Coach Größe. Sein Gegenüber ist für ausuferndes Lob weniger bekannt und so blieb sich Eiche-Trainer Peter Pysall in der Nachbetrachtung treu: „Es ist bei uns noch nicht alles Gold, was glänzt. Aber Kompliment und Glückwunsch an die Jungs, die gegen den feststehenden Meister mehr als nur dagegengehalten haben.“Abgesehen vom offensichtlich größeren Willen der Gäste einigten sich beide Seiten auf einen weiteren Faktor für den Derbysieg: „Wir wollten Gommern mit einer offensiveren Abwehr vor Probleme stellen und über körperliche Präsenz ihre Stärken in Sachen Größe und Wurfkraft eindämmen“, gewährte Pysall Einblicke in den Schlachtplan. Und die Gegenseite attestierte Gelingen: „Wir waren auf die Biederitzer 3:3-Deckung vorbereitet, aber hatten keine Mittel dagegen. Unser Gegner hat im eigenen Angriff die Tiefe gesucht und gefunden, wir dagegen haben es viel zu selten geschafft“, analysierte Munter. Tatsächlich ging auf Gastgeberseite von der ersten Minute an offensiv kaum etwas abseits vom Eins-gegen-Eins. Führten die Aktionen zum Durchbruch, stellten die Gäste aber in zweiter Verteidigungslinie einen starken Innenblock und hatten mit Michael Tschirschwitz einen Rückhalt, der das Torhüterduell klar für sich entschied. Apropos Schlussmann: Zwar musste die Gegenseite auf seinen zuletzt glänzend aufgelegten Keeper Jonas Wucherpfennig verzichten und büßte zudem vor der Pause mit Frank Liebich weitere Wurfgewalt aus dem Rückraum ein, doch als mildernde Umstände taugten personelle Handicaps nicht. Denn auch bei den Biederitzern wurden mit Philip Wohl und Andy Baltruschat zwei tragende Säulen vermisst. Spielmacher Bennet Daßler ließ sich seine jüngste Fußverletzung zwar kaum anmerken, ging aber ebenso angeschlagen ins Duell wie Felix Eix. Dieser wurde in der Vorwoche von einer Magen-Darm-Grippe außer Gefecht gesetzt und stand dennoch am Sonnabend seinen Mann in einer Abwehr, die ihrem Namen vollauf gerecht wurde. Das 3:2 durch Timo Bleeck (9.) sollte so die einzige Gommeraner Führung im Spiel bleiben. Nachdem Till Schneider den Spieß beim 4:3 umgedreht hatte (9.), setzten sich die Biederitzer mehr und mehr ab. Der überragende Daßler warf mit vier Treffern in Folge nach 19 Minuten ein 10:6-Polster heraus, das die Seinen bis zur Pause auf fünf Treffer ausbauten. Der zwischenzeitlich deutliche Vorsprung mochte beeindrucken, schmolz aufgrund einer stärkeren Phase des Spitzenreiters nach Wiederbeginn aber zusehends. Die Eintracht wirkte nun in der Deckung stabiler, musste im Angriff aber weiter für jeden Treffer schuften und wurde vom erfahrenen Schiedsrichtergespann Hagen Becker/Axel Hack nur selten mit Pfiffen bedacht, die eine Aufholjagd begünstigten. So staute sich unter den Gastgebern ein beträchtliches Maß an Wut an, der Joris De Vries nach einer Dreiviertelstunde mit dem 16:17-Anschluss ein geeignetes Ventil verlieh.Es folgte in der Schlussphase die wohl bislang größte Reifeprüfung der Saison für den jungen Biederitzer Kader. Doch dieser nahm den Kampf an, zog sich an jeder gelungenen Aktion hoch und brach mit dem 24:20 durch Urban (58.) endgültig den Gommeraner Widerstand. „Eine starke Torhüterleistung in Verbindung mit der Abwehr war bis zum Ende unser Faustpfand“, befand Gästecoach Pysall und durfte kurz darauf ob des Überraschungserfolgs durchatmen. Das Jubeln und Hüpfen überließ er erwartungsgemäß seiner jungen Garde.
Gommern: Hartung, Pfahl, Biegelmeier – Ja. Wucherpfennig (4), Schröder (1), Leine (5/2), Prokop (3), De Vries (2), Wolter, Bleeck (4), Liebich (1), Jassmann, Alsleben, Kämpf (2)Biederitz: Tschirschwitz, Gronemeier – Urban (3), Köster, Kinast, Bahr (1), Herrmann, Held (2), M. Steinweg (7/2), Schneider (2), Hartmann, Daßler (9), Exner, Eix (1)Siebenmeter: Eintracht 4/2 – Eiche 2/2; Zeitstrafen: Eintracht 5 – Eiche 3

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