Derbypleite schmerzt weniger als schwere Verletzung
Wenn am Sonnabend die Feierlichkeiten zum 120. Vereinsgeburtstag des SV Eiche 05 über die Bühne gehen, wird Michael Tschirschwitz gewiss in der Ehlehalle vorbeischauen. Auf die Gehhilfen kann er dann allerdings nicht verzichten. Die Handball-Saison 2024/25 ist für den Keeper der Biederitzer Reserve am Wochenende auf denkbar schmerzhafte Weise geendet. Das Bezirksoberliga-Derby beim Güsener HC war 25 Minuten alt, als der Rückhalt der Gäste mit Verdacht auf einen Achillessehnenriss verletzt ausschied und per Rettungswagen abtransportiert wurde. „Wir wollten dann natürlich den Erfolg für ’Micha’ holen“, blickte Stephan Holzgräbe, der Teamverantwortliche der Gäste, zurück und nahm vorweg: „Leider hat das nicht geklappt.“ Am Ende verabschiedete sich der Aufsteiger aber trotz der 21:25 (6:8)-Niederlage beim neuen Staffelsieger versöhnlich.
Das ursprüngliche Vorhaben sah freilich vor, die gegnerische Meisterparty so lange wie möglich in der Schwebe zu lassen beziehungsweise sogar zu crashen. Mit einem breiten wie jungen Kader nahm der SVE II die letzte Hürde der Spielzeit in Angriff, ließ sich dabei aber von der Fahrigkeit der Güsener anstecken. „Die Chancenverwertung war unser großes Problem“, hatte Holzgräbe beobachtet, sah aber auch, dass sein Team immer dann gefährlich wurde, wenn es mit Tempo und Wucht kam.
Während es die Gäste nie am defensiven Einsatz fehlen ließen, scheiterten sie auch nach Wiederbeginn gleich mit den ersten vier Versuchen am starken GHC-Keeper Steffen Bonitz. Gegen Ende bestrafte der neue Champion die jeweils zehn Biederitzer Fehlwürfe und Ballverluste in der zweiten Hälfte konsequenter und zog Tor um Tor davon. „Dazu fallen alle 50:50-Entscheidungen der Schiedsrichter gegen uns aus. Da fällt es zunehmend schwer, sich aufzurichten“, bemängelte Holzgräbe. Doch auch das Negativerlebnis zum Abschluss trübte das Saisonfazit nicht: „Als Aufsteiger Platz vier zu belegen, stimmt uns sehr zufrieden.“ Allemal ein Abschneiden, das als würdiger Beitrag zum Jubiläum durchgeht.
Güsen: Wegner, Bonitz – D. Schulz (7/4), Mache (1), Beck, Sonnenberg, C. Haßbargen (3), Ladwig (3), C. Schulz, S. Bretschneider (6/1), Schmälzlein (4), Heisinger, Müller (1)
Biederitz II: Nafe, Tschirschwitz, Le. Exner – Warnecke (5), Kliem (1), Maffert (2),J. Hartmann, Schmidt, Walde (6/1), Wentzel, Herrmann, Ma. Meyer, Deneke, Simon (1), L. Hartmann (2), Lu. Exner (4)
Siebenmeter: GHC 6/5 – Eiche II 3/1; Zeitstrafen: GHC 3 – Eiche II 7; Rot: Martin Walde (58., Foulspiel) -Biederitz II
Eiche II reist zum Derby in Güsen: Der letzte Eindruck zählt
Schon vor einer Woche, nach der eigenen 44:27-Machtdemonstration in Beetzendorf, haben sie beim Güsener HC hoffnungsvoll aufs Smartphone geblickt. Der Post SV Magdeburg II war eine Hälfte lang drauf und dran, in Weferlingen zu patzen. Mit dem letztlichen 28:24-Erfolg wahrten die Landeshauptstädter zwar noch ihre theoretische Chance im Titelrennen der Handball-Bezirksoberliga Nord, doch so kann das Drehbuch eigentlich kaum besser geschrieben sein: Der Abschlussspieltag sieht am Sonnabend noch einmal ein Derby, in dem der Spitzenreiter aus Güsen (29:9) gegen den SV Eiche 05 Biederitz II (4., 23:15) ab 18 Uhr den Matchball zur Meisterschaft hat.
Da die erste Mannschaft der Postler bereits in der Verbandsliga sportlich beheimatet ist und der direkte Vergleich mit dem HV Lok Stendal (3., 27:11) für den GHC spricht, geht das Aufstiegsrecht so oder so an die Güsener über. Doch als „Vize“ dürften diese sich kaum nach einem Jahr wieder für Aufgaben oberhalb der Bezirksebene empfehlen wollen. Für den großen Wurf würde den Gastgebern schon ein Unentschieden reichen, doch auf eine Wiederholung der nervenaufreibenden 31:31-Punkteteilung aus dem Hinspiel wird es der Primus vor heimischer Kulisse ebenfalls nicht anlegen wollen.
Derby, Drama, Emotionen – ihren Teil dazu beitragen möchte auch die Biederitzer Reserve. Allein das Prestige gebietet es, dass der Aufsteiger trotz der vorzeitig erfüllten Zielstellung auch in der letzten Aufgabe der Spielzeit noch einmal an die Leistungsgrenze geht. Denn ungeachtet des 35:31-Erfolgs in eigener Halle über die HSG Altmark West aus der Vorwoche weiß man auch beim Neuling von der Ehle: Es ist der letzte Eindruck, der zählt.