Nach gemeisterter Oberliga-Qualifikation wartet auf die Teams der HSG Ehle eine erste Standortbestimmung – mit unterschiedlichem Ausgang beim Turnier in Westeregeln.
Westeregeln. Ein Gradmesser? Na klar, darum ging es am Sonnabend natürlich in erster Linie. Immerhin traf die männliche B-Jugend der HSG Ehle beim Kleye-Cup in Westeregeln auf drei Mannschaften, die ihr allesamt auch in der am 31. August startenden Oberliga-Saison das Handballerleben schwer machen möchten. Weil die Gegnerschaft dem Zusammenschluss des SV Eintracht Gommern und SV Eiche 05 Biederitz nun aber beim Vorbereitungsturnier in der Gemeinde Börde-Hakel kaum gefährlich wurde, ging es mitunter nicht um eine bloße Standortbestimmung. Vielmehr stand die Frage im Raum, ob der souveräne Erfolg nicht auch als Fingerzeig zu verstehen war: Wer den Landesmeistertitel ins Visier nimmt, muss zuerst die HSG schlagen. Schließlich war der anvisierte Start in der Regionalliga auch nur an einer Formalie gescheitert, da der Landesverband Sachsen sein Veto beim Thema Spielgemeinschaften eingelegt hatte. „Drei mehr oder weniger souveräne Siege, Platz eins – das sollten und dürfen wir nicht überbewerten“, übte sich Stefan Bußmann aus dem HSG-Trainergespann mit Riklef Roehl und Ramon Göhring (vorerst) noch in Zurückhaltung.
Grund für Understatement lieferten seine Schützlinge dann aber vorrangig nur zu Beginn des Nachmittags. Die beiden Erfolge über den gastgebenden SV Wacker (15:12) und den BSV 93 Magdeburg (13:11) fielen nicht zuletzt nur deshalb recht knapp aus, da die Spielgemeinschaft in der Abwehr noch nicht vollumfänglich die Samthandschuhe abgelegt hatte. „Vor allem in der Kreisläuferverteidigung waren wir teils zu weit weg und schläfrig. Auch gegnerische Prellschläge dürfen wir gern noch etwas häufiger attackieren“, kritisierte Bußmann, sah aber auch bereits die positiven Ansätze: „Ansonsten haben wir unsere Gegner gut nach außen abgedrängt und es über weite Strecken in der Abwehr gut gelöst.“
Offensiv agierte die HSG dagegen bereits auf elitärem Niveau. Im Positionsangriff halfen die körperlichen Vorteile entsprechend, um sich in den Zweikämpfen zu behaupten. „Allein im Umschaltspiel fehlte noch etwas das Tempo. Das liegt aber auch teilweise am fehlenden Trainingsstoff“, erklärte der Coach, der dann beim abschließenden 16:8-Erfolg über den HC Aschersleben die stimmigste Turnierleistung seines Teams sah. Nicht das schlechteste Omen: Gegen den HCA vollzieht die HSG Ehle in etwas mehr als einer Woche den Saisonauftakt in der Gommeraner Eintracht-Sporthalle (31. August, 12 Uhr).
Eine Woche länger in der Vorbereitung darf dagegen die männliche C-Jugend verweilen. Und wie der Auftritt in Westeregeln offenbart hat: Die Zeit bis dahin gilt es intensiv zu nutzen. „Die Abwehrarbeit ist eine riesen Baustelle, an der wir arbeiten müssen. Wobei es unsere körperlichen Nachteile allen Mannschaften leicht machen, Tore gegen uns zu erzielen“, verwies Bußmann auf das große Manko. Freilich dürfte es sich dabei um einen Prozess handeln, der die Mannschaft durch die gesamte Saison begleiten dürfte.
Mit zwei der drei Gegner vom Kleye-Cup wird es ab Anfang September dann auch ein Wiedersehen in der Liga geben. Entsprechend geschärft dürften die Sinne durch die beiden Auftaktniederlagen gegen den SV Wacker (8:13) und den BSV 93 Magdeburg (10:17) sein. Zumal die Mängelliste auch im offensiven Bereich ihre Fortsetzung fand: „Wir verlassen uns noch zu sehr auf einzelne Positionen. Es müssen wirklich alle Spieler, vor allem aber jene im Rückraum, attackieren und torgefährlich sein. Was uns auch gefehlt hat, war die Bewegung ohne Ball.“
So blieb der HSG auch im abschließenden Vergleich mit dem HV Rot-Weiss Staßfurt, der die Oberliga-Qualifikation aus terminlichen Gründen nicht bestreiten konnte, ein Happy-End verwehrt. Zur 11:17-Niederlage erklärte Bußmann: „Mit Blick auf Pass- und Fangqualität hat auch die Verwendung von Haftmittel eine Rolle gespielt. Von uns haben die wenigsten Erfahrungen mit ,Klister’, Staßfurt hatte da schon einige Vorteile. Aber wir wollen keine Ausreden suchen. In der Abwehr sind wir insgesamt zu zahm aufgetreten und dort müssen wir uns um Längen steigern, wenn wir im Saisonverlauf Siege einfahren wollen.“ Zum Auftakt am Sonntag, 8. September, hat die HSG indes wenig zu verlieren. Dann führt der Weg zum SC Magdeburg II, einem der Anwärter auf den Titel.