Handball-Verbandsliga: Biederitz bezwingt Güsener HC im letzten Saisonspiel mit 28:23 (12:13)
Biederitz l Der Weg von Eric Steinbrechers hat nach der Schlusssirene noch einmal zum Zeitnehmertisch geführt. Dort schnappte er sich den Ball für eine kurze praktische Demonstration. Und erst versank das erste Fingerglied des Daumens ohne Kraftaufwand im Leder, dann klebte die verharzte Kugel an der Handfläche fest. Man konnte also leicht zur gleichen Einschätzung gelangen wie der Trainer der Güsener Verbandsliga-Sieben: „Ein vernünftiger Pass oder Wurf ist damit unmöglich.“
Die gerade erlittene 23:28 (13:12)-Niederlage beim SV Eiche 05 Biederitz auf den Zustand des Spielballs zurückführen wollte der GHC-Coach freilich nicht. Wohl aber relativierte sich der Umstand, dass auf beiden Seiten manches Zuspiel in den vorderen Zuschauerreihen landete und bis in die zweite Hälfte hinein eine gewisse Torarmut herrschte. Steinbrechers Gegenüber auf Seiten der Gastgeber, Peter Pysall, stellte dazu fest: „Im Angriff gab es noch Reserven. Wir wollten ein bisschen vom Adrenalinpegel aus dem Gommern-Spiel (25:22, Anm. d. Red.) mit herüber nehmen. Einige der Jungs haben es vielleicht ein bisschen übertrieben und das Ganze ist in Nervosität umgeschlagen.“
Irgendwie konnte man seine Schützlinge aber auch verstehen: Letztes Saisonspiel, dazu noch einmal die große Kulisse, vor der man es besonders gut machen wollte. „Die Mannschaft hat sich den Zuspruch in den letzten Monaten aber auch verdient“, hob der Eiche-Coach hervor, der wie die Zuschauer eine Anfangsphase sah, die symptomatisch für den weiteren Abend verlief. So leuchtete nach zwölf Minuten gerade einmal ein 2:2 auf der Anzeigetafel auf, wobei auch die Torhüter dem Duell ihren Stempel aufdrückten. Während sich die Biederitzer auf Michael Tschirschwitz zwischen den Pfosten verlassen konnten, verdiente sich auf der Gegenseite Steffen Bonitz ein Lob von Steinbrecher: „Das war eine ganz starke Leistung. Steffen hat etliche geile Paraden gezeigt.“ So kam es nicht von ungefähr, dass die Gäste nach 4:6-Rückstand und ihrer ersten Auszeit (18.) die Zügel anzogen und bis zur Pause die Führung übernahmen.
Hatte der SV Eiche 05 anfangs auf eine 3:3-Abwehr gesetzt, die vor zwei Wochen den Weg zum Triumph über den Meister geebnet hatte, stellte Pysall recht schnell wieder auf eine 6:0-Formation um, da sich der ausfallgeplagte GHC aus dem Rückraum nicht so wurfgewaltig zeigte wie angenommen. „Die Schiedsrichter haben auf beiden Seiten viel laufen lassen. Biederitz hat das clever genutzt und uns mit seiner Aggressivität vor Probleme gestellt“, fasste Steinbrecher zusammen. So überflügelten die Gastgeber ihren Gegner vier Minuten nach Wiederbeginn und gaben nach dem 15:14 durch Moritz Steinweg die Regie nicht mehr ab.
Der 20:20-Ausgleich (53.) durch den erfolgreichsten Güsener Schützen Steffen Bretschneider war die letzte Gefahr für den Erfolg der Biederitzer, die letztlich auch von der breiteren Bank profitierten. „Dass nach hinten heraus die Kraft entscheiden würde, war uns klar. So konnten wir noch den einen oder anderen gegnerischen Fehler provozieren“, erklärte Pysall und der am Ende klare Erfolg gab seinem Team Recht. „Chapeau vor den Jungs, die im Verlauf der Saison gezeigt haben, dass sie immer mehr im Männerbereich ankommen. Wenn das Spiel in Gommern die Reifeprüfung war, haben wir nach heute das Abiturzeugnis in der Hand“, urteilte Eiches strenger Lehrmeister.
Und auch beim GHC, der die Ehlehalle trotz der abschließenden Pleite erhobenen Hauptes verlassen konnte, freute man sich über das Abklingeln der letzten Stunde vor den großen Ferien. Steinbrecher bekannte: „Man hat es zuletzt in den Spielen, aber auch in Sachen Trainingsbeteiligung immer mehr gemerkt: Die Luft ist nach dieser wirklich sehr langen Saison einfach raus.“ Eine Feststellung, die am Sonnabend also nicht im Hinblick aufs Material, sondern für alle Beteiligten galt.
Biederitz: Tschirschwitz, Le. Exner – Urban, Köster, Kinast (5), Freistedt, M. Steinweg (6/2), Schneider (1), Hartmann, Daßler (7), Lu. Exner (5), Eix (4)
Güsen: Bonitz – K. Haßbargen, D. Schulz (5/3), Teßmann (2), Lepper (3), C. Haßbargen (3), Ladwig (1), Keil, Geuder, C. Schulz, B. Steinbrecher (2), S. Bretschneider (7/1)
Siebenmeter: SVE 3/2 – GHC 4/4; Zeitstrafen: SVE 4 – GHC 4; Rot: Felix Eix (59., 3×2 Minuten) -Biederitz